Mit’m Fahrrad nisch in ersten Wagen
Warum Einfach manchmal wirklich alles einfach macht:
Lange, sehr lange habe ich gezögert mich über den öffentlichen Nahverkehr von Berlin im Allgemeinen und über meine Lieblingslinie den Bus 150 im Speziellen, öffentlich nachlesbar, zu äußern.
Weshalb? Es gab und gibt dazu – zumindest aus meiner Sicht – eigentlich sehr viel zu sagen, nämlich fast täglich…vielleicht aber genau darum, tat ich es bisher nicht? (Mein Schatz, Du hast sie so lange ertragen, meine allmorgendlichen [Hass]-Tiraden per Chat-Dienst, Danke. Ich fand sogar Verbündete-Mitleidende – > Familie M.) … meist ist ja nun ‚mal nix Gutes zu sagen. Nun trug es sich aber zu…
Machen wir uns nix vor: Die Berliner BVG und im Speziellen deren Bedienstete, sind nicht auf die Ersten und oft auch nicht auf die Zweite und Dritte „Zu-Wort-Meldung“ für Ihre Zuvorkommenheit, Auskunftsstärke – kurz Freundlichkeit im herkömmlichen Sinne, bekannt.
Ich möchte an dieser Stelle anmerken, ich BIN Berlinerin – mit Leib und Seele. Und auch mir ist, so behaupte ich, diese einmalig-nette Art für die WIR ECHTEN bekannt sind, sehr Eigen. Ich gehe soweit zu behaupten, ich Hege und Pflege sie und bewundere sie gern in der Zwischenmenschlichen-Live-Darbietung bei anderen. In der Regel bringen mich diese Kommentare zum (schadenfreudigen) Lachen – sofern sie nicht unbedingt mich Treffen – ich schweife ab…
So fuhr ich also, wie jeden Morgen, mit dem 150er Bus, der da kam – denn der 150er hat natürlich einen Fahrplan und natürlich auch Haltestellen, aber mindestens Ersteres ist eigentlich eher Makulatur. Vielmehr ist es so, dass man einfach für jeden Bus der kommt, dankbar ist.
Also: Bus kam, hielt (nicht selbstverständlich) und fuhr seiner Strecke – und dann folgte das schier Unfassbare: die BusfahrerIN meldete sich per Lautsprecher, zwischen den Haltestellen – DAS ist bedeutend! – und wandte sich an das erschrocken-ehrfürchtig-erstarrte Puplikum. Ich unterstelle jetzt einfach mal: Jeder der Mitfahrenden hielt innerlich den Atem an und jeder erwartete Minimum eine „Ansage“ in oben beschriebener Art bzw. eine Hiobsbotschaft a la „Bus ist Defekt – RAUS!“
Was folgte war eine ERKLÄRUNG…eine INFORMATION an die werten mündigen Fahrgäste – weshalb der Bus kommt oder besser eben nicht kommt, wann er soll (das merkt bei dem Bus eher sowieso niemand), warum es so viele Verzögerungen gibt und die Tatsachenfeststellung, dass dies leider auch erstmal so bleiben wird. ENDE der Durchsage.
RUHE im gesamten Bus und über jedem Kopf der Kontext: Die Info ansich ist sehr wenig schön, aber Moment, mit uns wurde geredet, was interessiert mich da der unpositive Inhalt der Erläuterung? Und dieses Gedankengewirr schwebte noch über den Köpfen, da meldete sich die Busfahrerin erneut: „Ich habe zur Zeit bereits 45 Minuten Verspätung, nur damit Sie mal einen Eindruck bekommen, wie die Lage derzeit ist“ Ich glaube in diesem Moment hatte sie uns alle… wir kämpften MIT ihr an ihrer Front.
OMG
… und Leute, weiß der Geier woran das lag – es macht mir selbst Sorge. Ich, die mit Fug und Recht von sich behaupten kann, diesen Bus abgrundtief zu verabscheuen, stieg dann an der Endhaltestelle aus um mich vorne wieder in den Bus neben die Fahrerin zu stellen und ihr zu sagen, dass ich ihre Ansage an die Fahrgäste wirklich sehr sehr nett fand – auch wenn der Inhalt eben mehr als sch*** ist und ich auch sicher schon morgen früh wieder dieses brennende Verlangen nach Beleidigungen und Pöbeln verspüre, war ich für den Bruchteil eines Tages versöhnt mit dem 150er, der BVG – ja, sogar ein bisschen mit der Welt – naja, das ist vielleicht ein wenig zu viel gesagt … ich musste ja anschließend in die U9 steigen.